Zweisamkeit – wie viel Nähe und Abstand ist das ideale Gleichgewicht
Zweisam oder einsam? Wie viel Nähe und Abstand das ideale Gleichgewicht in einer Beziehung darstellen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn die Bedürfnisse sind nicht nur von Person zu Person verschieden, sondern ändern sich auch mit der Zeit. Kommunikation mit dem Partner ist daher entscheidend für ein entspanntes und wohltuendes Miteinander.
Am Anfang: Zweisamkeit über alles?
Am Anfang einer Beziehung möchten viele gerne jede freie Minute miteinander verbringen. Zugleich kann aber auch die Angst aufkommen, dass eine Beziehung zu einem Verzicht gewisser Freiheiten des Single-Lebens führt.
Wichtig ist es daher, eine Balance zu finden, die für beide Partner passt. Das kann und sollte bereits am Anfang berücksichtigt werden.
Freunde und Freizeit nicht vernachlässigen
Die ersten Verabredungen liefen wunderbar. Im Bauch schwirren Schmetterlinge. Alles ist neu und aufregend. Allein der Gedanke an diesen besonderen Menschen zaubert ein Lächeln ins Gesicht.
Doch darüber sollten Freunde, Familie und Freizeit nicht vergessen werden. War der Mittwochabend bisher immer für einen Verein oder ein Hobby reserviert? Dann sollte er das auch weiterhin sein. Eine Ausnahme stellen natürlich besondere Anlässe oder Notfälle dar. Gleiches gilt für das Sonntagsessen mit der Familie oder den Abend mit Freunden.
Wenn diese Gewohnheiten beibehalten werden, bringt das gleich mehrere Vorteile mit sich. Keiner muss sich einsam oder in der Beziehung eingesperrt fühlen. Das nimmt die Angst davor, in einer Partnerschaft zu sein. Freundschaften und Beziehungen zu Familienmitgliedern bleiben erhalten. Hinzu kommt, dass die Zeit zu Zweit mehr genossen wird.
Entscheidend ist, dass beide Partner sich gegenseitig in ihr Leben integrieren, ohne dafür alles andere zu opfern.
Offene Kommunikation: der entscheidende Faktor
Romantische Dates, gemeinsame Wochenenden, Abende zweisam auf der Couch – in den ersten Wochen und Monaten sind viele lieber zweisam statt einsam. Allerdings benötigen zahlreiche Menschen auch Zeit für sich allein. Ob es für den Wellness-Abend ist oder um in Ruhe zu lesen, die Seele baumeln zu lassen oder Schlaf nachzuholen.
Eine gute Partnerschaft zeichnet sich nicht dadurch aus, dass 24 Stunden, sieben Tage die Woche miteinander verbracht werden. Stattdessen zählt vor allem eine respektvolle und offene Kommunikation zwischen den Partnern. Zeit allein verbringen zu wollen ist weder ungewöhnlich noch schlecht. Das Gegenteil ist der Fall.
Einsam beziehungsweise allein etwas zu unternehmen oder zu entspannen tut gut und ist vollkommen normal. Auch bei Treffen von Freunden oder mit der Familie kann es hin und wieder schön sein, ohne den Partner anwesend zu sein.
Mein Partner ist lieber allein – wie damit umgehen?
Es gibt verschiedene Charaktertypen. Manche sind gerne und oft allein, ohne sich einsam zu fühlen. Stattdessen genießen sie die Ruhe und benötigen sie für die Psychogyiene. Andere sind lieber so oft wie möglich unter Menschen.
Der Unterschied zwischen introvertierten und extrovertierten Menschen ist also entscheidend. In jedem Fall sollte der Wunsch nach Zeit für sich selbst aber ernst genommen werden. Denn es handelt sich hier um ein Bedürfnis, das nicht verschwinden wird ohne erfüllt zu werden.
Dadurch kann langfristig Unzufriedenheit entstehen. Schlimmstenfalls wird sie auf den Partner übertragen und anstelle schöner Stunden werden Frustration und Ärger vorherrschen.
Nach der Verliebtheit: Wenn sich die Bedürfnisse ändern
Egal in welcher Beziehung: Nach einer Weile lässt die anfängliche Verliebtheit nach. Das ist vollkommen normal. Partner fühlen sich vielleicht nicht mehr so aufgeregt, dafür aber entspannter und wohler miteinander. Das lässt Raum für andere Bedürfnisse und Interessen.
Vielleicht tritt Sport wieder mehr in den Vordergrund oder ein Projekt wird weiter voran getrieben. Worum auch immer es sich handelt – offene Kommunikation miteinander ist wichtig.
„Ich möchte heute Zeit für mich / allein mit meinen Freunden weggehen.“ auszusprechen oder zu hören mag zunächst schwer fallen. Die Ehrlichkeit und Offenheit ist jedoch wichtig für eine verlässliche Vertrauensbasis.
Zur Kommunikation kann auch gehören, dass der Grund dafür erläutert wird.
Freiheit geben, Nähe gewinnen
Manche Menschen möchten soviel Zeit wie möglich mit dem geliebten Partner verbringen. Jede wache Sekunde soll miteinander geteilt werden. Auf Dauer ist das jedoch ungesund und abträglich für die Harmonie. Worüber soll noch gesprochen werden, wenn alles zweisam erlebt wird?
Auch das Bedürfnis nach Privatsphäre lässt sich damit nicht erfüllen. Zudem fallen Überraschungen weg. Stattdessen kann sich schnell Langeweile und Frustration in der Beziehung einstellen.
Ab und an einsam zu sein macht es zudem möglich, eine der wichtigsten Personen im Leben ab und an wieder zu vermissen. Anstatt genervt zu sein, kommt es bei Treffen erneut zur Vorfreude und mehr Nähe.
Jede Partnerschaft ist anders
Einer benötigt mehr, der andere weniger Zeit zum Alleinsein oder Zusammensein. Zudem ist keine Partnerschaft wie die andere. Kritik anderer sollte daher in jedem Fall reflektiert werden.
Eine Beziehung ist nicht schlechter, nur weil nicht jede Minute Freizeit zweisam miteinander verbracht wird. Viel wichtiger ist das Äußern und Respektieren der Bedürfnisse.