Platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau – Gibt es das wirklich?
Es ist eine Frage, die sich wahrscheinlich jeder schon einmal gestellt hat. Ist eine platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich? Wie die Erfahrung zeigt, scheiden sich in dieser Diskussion die Geister. Die einen halten es für realistisch und einige praktizieren es offensichtlich erfolgreich. Die anderen zweifeln daran und haben damit schlechte Erfahrungen gemacht. Aber nicht nur Otto Normalverbraucher interessiert sich für dieses Thema. Auch die Wissenschaft hat schon mehrfach versucht, die Frage zuverlässig zu beantworten. Gelungen ist dies nur zum Teil.
Allgemeine Definition von Freundschaft
Eine Freundschaft wird gemeinhin als eine zwischenmenschliche Beziehung verstanden, in der gemeinsame Interessen und Aktivitäten, sozialer Austausch, Vertrauen, gegenseitige Unterstützung und Spaß eine große Rolle spielen. Die sexuelle Komponente fehlt dabei. Ein Großteil der Menschen hat mehr Freunde des eigenen Geschlechts.
Dies erklärt sich durch die Tatsache, dass das gleiche Geschlecht tendenziell ähnliche Themen und Probleme im Leben hat als das andere Geschlecht. Das Verständnis ist hier größer und die Chance auf brauchbare Ratschläge ist ebenfalls höher. Nicht zu unterschätzen ist auch der soziokulturelle und entwicklungspädagogische Einfluss, der uns nach wie vor zu verstehen gibt, dass es „so sein muss“.
Es existieren jedoch auch Freundschaften, in denen neben den genannten Punkten auch sexuelle Aspekte befriedigt werden. Diese Art der zwischenmenschlicher Beziehung wird umgangssprachlich auch „Freundschaft Plus“ genannt. Solche Freundschaften beginnen häufig mit Sex und münden irgendwann in einer ernsthaften Beziehung.
Voraussetzungen für eine platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau
Als wichtigster Faktor wird immer wieder die sexuelle Anziehungskraft genannt. Diese soll der beste Indikator für den Erfolg einer solchen Freundschaft sein. Meistens scheitern diese Freundschaften daran, dass eine oder beide Personen der sexuellen Begierde erliegen, welche ihrerseits auch einen Grundstein für Verliebtheit bildet. Beides beeinflusst die zwischenmenschliche Beziehung grundlegend: Wird Sex Teil der gemeinsamen Interaktion, ändert dies alles. Kommen dann auch noch Gefühle ins Spiel, wird es schwierig, sofern nicht beide Parteien dasselbe fühlen.
Eine hohe Attraktivität des Freundes oder der Freundin wird von etlichen Menschen durchaus als belastend oder gar als Risiko für die Freundschaft empfunden. Zu diesem Schluss kam etwa eine Studie der University of Wisconsin – Eau Claire aus dem Jahre 2012. So fühlen 50% der betroffenen Frauen eine Anspannung innerhalb der Freundschaft, während Männer sich weniger daran stören – bei ihnen sehen nur 20% eine sexuelle Anziehungskraft als problematisch an.
Sind Männer doch nur triebgesteuert?
Diese Zahlen rufen bei vielen Menschen wieder die alte Frage auf den Plan: Denken Männer immer nur an das Eine? Nehmen sie die Freundschaft nicht wirklich ernst? Fakt ist: Jeder Mensch ist anders und abseits aller Klischees gibt es unterschiedlichste Persönlichkeiten. Daher sollte kein Geschlecht unter Generalverdacht stehen. Dennoch gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, die sich häufig bewahrheiten und die man nicht außer Acht lassen sollte.
Viele Statistiken zeigen also, dass Männer Sexualität in einer eigentlich platonischen Beziehung locker sehen. Bei vielen Frauen kommt dabei der Verdacht auf, dass es dem starken Geschlecht am Ende doch nur um Sex geht. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich der eine oder andere Freund tatsächlich als sogenannter Fuckboy entpuppt. Das sind Männer, die nur an Sex interessiert sind, dies den Frauen aber nicht ehrlich kommunizieren.
Wenn diese Männer Frauen ansprechen, tun sie dies insgeheim nur in der Absicht, sie letztendlich ins Bett zu bekommen. Natürlich umgarnen sie die Damen dabei äußerst charmant und wer sich richtig Mühe gibt, nimmt dafür auch einiges auf sich, wie etwa gemeinsame Aktivitäten und lange Gespräche. So ein Verhalten kann schnell dazu führen, dass eine Frau hier eine Freundschaft sieht, während der Mann ganz andere Absichten hat.
Wieso zerbrechen viele Mann-Frau Platonische Freundschaft?
Das Hauptproblem in einer solchen Freundschaft ist also zweifellos die sexuelle Anziehung. Wird diese von beiden Seiten verspürt, kann das Ganze zwar in einer guten Freundschaft Plus oder vielleicht sogar in einer Beziehung enden, jedoch bedeutet diese Änderung auch immer eine Art Schlussstrich in der platonischen Freundschaft.
Fatal wird die Sache allerdings, wenn die beiden Personen eigentlich mit anderen Menschen in Beziehungen stecken. Problematisch wird es auch dann, wenn nur eine Person die Anziehung verspürt. So geht das Gleichgewicht innerhalb der Freundschaft verloren, da die Interessen in konträre Richtungen gehen.
Manchmal ist es gar nicht so einfach, den sexuellen Aspekt überhaupt zu bemerken. Vielen Frauen wird etwa nachgesagt, dass sie körperliche Attraktivität mit (freundschaftlichen) Emotionen vermischen und demnach auch verwechseln. Männer hingegen sollen Gefühle und Wünsche schlechter zum Ausdruck bringen, daher gilt: Wenn Männer sich zurückziehen, hat das gute Gründe. In einer Freundschaft kann dies also bedeuten, dass er sich zur Frau so hingezogen fühlt, dass er Angst vor Problemen (das Scheitern der Freundschaft oder Eifersucht durch die Partnerin) entwickelt und die Sache schlichtweg verdrängen möchte.
Platonische Freundschaft ist möglich
Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Gelingen einer Freundschaft zwischen Mann und Frau von mehreren Faktoren abhängt. Günstigt wirkt sich in jedem Fall eine fehlende sexuelle Anziehung zwischen den Individuen aus. Eine offene und ehrliche Kommunikation kann, wie in jedem anderen zwischenmenschlichen Kontakt, viele Schwierigkeiten verhindern und ist die einzige Möglichkeit, faire Gegebenheiten für alle Beteiligten zu erreichen. Eine Freundschaft zwischen Mann und Frau ist also möglich, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind.